Freitag, 29. Oktober 2010

Präimplantationsdiagnostik

Ein heißes Thema derzeit. Eigentlich bin ich eher für die Möglichkeiten, schwerwiegende Erbkrankheiten zu erkennen und ggf. sich sogar dann gegen eine Befruchtung auszusprechen.

Was aber, wenn PID zum Standard wird? Ein Argument der Gegner ist derzeit, daß die Zulassung des Verfahrens die (derzeit) lebenden Behinderten abwertet. Was aber ist mit zukünftig behinderten Menschen? Wenn es erst einmal Standard ist, Behinderungen ausschließen zu können, wie wird dann die Gesellschaft über diejenigen denken, die dann behindert auf die Welt kommen? Vielleicht weil sich die Eltern den Test nicht leisten konnten oder nicht in einem Industrieland leben oder nicht wollten? Zum Beispiel, weil das Elternpaar auf natürlichen Sex und nicht auf Reagenzglasbefruchtung steht? Der Behinderte wird dann stets gebrandmarkt sein.

Zudem wird die Politik schnell wieder eine neue Minderheit entdecken, die man weiter diskriminieren kann: Es ist doch klar, daß die Krankenkassen-
versorgungsleistungen, Bildungsmöglichkeiten usw. für behinderte Menschen ganz schnell gekürzt werden. Schon heute ist nicht genug Geld für diese Menschen da - später wird es noch weniger sein, denn alle gesunden werden sagen, daß für diese Menschen kein Geld aus der Gemeinschaft ausgegeben werden soll, wenn ihre Situation doch hätte vermieden werden können. Es trifft immer die ärmsten und hilflosen, für die es keine große Lobby gibt.

Und was ist mit denjenigen, die zwar gesund sind, aber bei denen das Risiko besteht, doch noch krank zu werden? Klar wird man gleich ein Gesetz erlassen, daß Diskriminierung von nicht genetisch reinen Menschen verhindert. Aber welche Wirkung hat das denn in der Praxis? Schon heute funktioniert das nicht. Arbeitgeber stellen z. B. junge Frauen teilweise ungern ein, weil die ja dann bald ein Kind bekommen und im Betrieb ausfallen - verboten, aber gängige Praxis. Und ein Gentest von ein paar beim Vorstellungsgespräch verlorenen Hautschuppen oder Haaren ist so einfach und unauffällig durchführbar. Wie das dann aussieht, wird in dem sehenswerten Film Gattaca gezeigt.

Ich weiß auch keine Lösung, denn ich kann gut verstehen, wenn man als Elternteil schwerwiegende Behinderungen für Neugeborene vermeiden will. Aber es muß wohl die Ausnahme bleiben. Z. B. bei hoher Wahrscheinlichkeit für eine Behinderung aufgrund der Erbeigenschaften der Eltern und nicht einfach wahllos alle Verdachtsmomente abklären.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Alfred der Ritter

Gestern war ich mit meiner Tochter im Kölner Schokoladenmuseum. Eigentlich ist es ja eher ein Verkaufsshop mit angeschlossenem Alibi-Museum. Darüber kann man ja noch hinwegsehen (wenn man sich denn erst einmal den horrenden Eintritt leisten kann). Was dem Faß aber wirklich den Boden ausschlägt ist die Abteilung "Kult" und die dortigen Computerspiele für Kids.
Eins der Spiele verlangt vom Spieler, daß er Geschmackssorten, die es nicht gibt, einer handelsüblichen Schokoladensorte auszusortieren. Was hat so ein Spiel in einem "Museum" zu suchen? Ich kann hier weder einen pädagogischen Nutzen sehen, noch erschließt sich mir, was ein Kind hier über Schokolade lernt. Es ist doch vielmehr ein Test, wie gut mein Kind das Produkt kennt. Also im Grunde, wie gut die Werbung funktioniert und wie aufmerksam das Produkt wahrgenommen wird. Ginge es einzig um ein kurzweiliges Vergnügen, hätte man sicher auch anderen Motive finden und vielleicht ein Memoryspiel entwickeln können. Paranoid wie ich bin, nehme ich sogar gleich an, daß die Spiele mitprotokolliert werden und die Werbeabteilung dann die Ergebnisse nutzt, um neue Sorten, Verpackungen oder Kampagnen zu entwickeln.

Auch wenn meine Tochter sehr erbost war, als ich sie vehement von dem Spiel wegzog, so denke ich, sind hier die Grenzen des guten Geschmacks (um den es doch in diesem Haus überall gehen soll), stark überschritten. Leider weisen auch andere Spiele hier eine ähnlich perfide Ausrichtung auf, so daß ein schaler Geschmack im Mund verbleibt, über den auch das Schockotäfelchen zur Begrüßung oder der wiederholte Gang zum Schokobrunnen nicht hinweg hilft.