Donnerstag, 21. Oktober 2010

Alfred der Ritter

Gestern war ich mit meiner Tochter im Kölner Schokoladenmuseum. Eigentlich ist es ja eher ein Verkaufsshop mit angeschlossenem Alibi-Museum. Darüber kann man ja noch hinwegsehen (wenn man sich denn erst einmal den horrenden Eintritt leisten kann). Was dem Faß aber wirklich den Boden ausschlägt ist die Abteilung "Kult" und die dortigen Computerspiele für Kids.
Eins der Spiele verlangt vom Spieler, daß er Geschmackssorten, die es nicht gibt, einer handelsüblichen Schokoladensorte auszusortieren. Was hat so ein Spiel in einem "Museum" zu suchen? Ich kann hier weder einen pädagogischen Nutzen sehen, noch erschließt sich mir, was ein Kind hier über Schokolade lernt. Es ist doch vielmehr ein Test, wie gut mein Kind das Produkt kennt. Also im Grunde, wie gut die Werbung funktioniert und wie aufmerksam das Produkt wahrgenommen wird. Ginge es einzig um ein kurzweiliges Vergnügen, hätte man sicher auch anderen Motive finden und vielleicht ein Memoryspiel entwickeln können. Paranoid wie ich bin, nehme ich sogar gleich an, daß die Spiele mitprotokolliert werden und die Werbeabteilung dann die Ergebnisse nutzt, um neue Sorten, Verpackungen oder Kampagnen zu entwickeln.

Auch wenn meine Tochter sehr erbost war, als ich sie vehement von dem Spiel wegzog, so denke ich, sind hier die Grenzen des guten Geschmacks (um den es doch in diesem Haus überall gehen soll), stark überschritten. Leider weisen auch andere Spiele hier eine ähnlich perfide Ausrichtung auf, so daß ein schaler Geschmack im Mund verbleibt, über den auch das Schockotäfelchen zur Begrüßung oder der wiederholte Gang zum Schokobrunnen nicht hinweg hilft.

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