Mittwoch, 7. Dezember 2011

Ganz Deutschland ... verblödet

"Ganz Deutschland" ist begeister/hat die Show gesehen/will mehr.
Jedesmal, wenn ich derartige reißerischen Texte im Fernsehen höre, ärgere ich mich. Ich bin auch ein Teil von Deutschland und ich habe es weder gesehen, noch bin ich begeistert, geschweige denn, daß ich mehr davon sehen will. Meistens geht es um irgendwelche dummdämlichen Castingshows oder Selbstinszenierungen von möchtegern Stars.
Liebe TV-Redaktion: Eine Sendung mit 4,58 Millionen Zuschauern wurde nicht von ganz Deutschland gesehen. Deutschland hat 81,729 Mio. Einwohner. Selbst wenn man großzügig rundet, kommt man von 4,58 nicht auf 81. Im Gegenteil:
Ganz Deutschland hat ... nicht gesehen!
Klingt natürlich doof, aber so ist die bittere Wahrheit nun mal. Bitte, schmeißt mich nicht in die Schublade der hirnverbrannten Zuschauer Eurer Werbeveranstaltungen.

Freitag, 11. November 2011

Schlafwandler

Als Autofahrer kennt man das ja: vor einem trödelt mal wieder einer herum und man selber ist genervt. Dabei muß es sich nicht einmal um den berühmten "Mann mit Hut (fährt nicht gut)" oder Vertreter der Häkel-Klorollen Fraktion sein. Auch junge Menschen holen ihren Schlaf zunehmend im Auto bei der Fahrt nach.
Ich kann diejenigen ja gar nicht verstehen, die sich irgendeinen blödsinnigen Trödel an ihren Innenspiegel hängen. Mich würde das total nerven. Mal abgesehen davon, daß die überdimensionalen Hawaiketten auch noch die Sicht behindern und CDs nichts gegen Blitzerfotos ausrichten. Über Gläubige, die da ihren Rosenkranz oder Jesus aufhängen, kann man ja noch schmunzeln, wenn sie glauben, daß dieses Teil sie beschützt und nicht eher ablenkt und dann Schuld an dem Unfall ist, den der Talisman eigentlich verhindern soll.

Peinlich wird es aber, wenn man die immer beliebteren Traumfänger sieht: machen die Leute sich eigentlich keine Gedanken darüber, was sie da zu hängen haben? Im Grunde doch ein Schuldeingeständnis: Der Unfall (oder was auch immer) ist passiert, weil sie so fest geschlafen haben - wozu sonst sollte das Kultobjekt da baumeln? Wenn man nicht schläft, bringt's gar nichts. Also schläft der Fahrer die ganze Zeit?

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Lasse andere gutes tun und rede darüber, als tätest Du selber Gutes

Unter dem Motto "Helfen ist kinderleicht" rührt McDoof derzeit mal wieder kräftig in seinen Fast-Food-Häusern die Werbetrommel für die eigene Kinderhilfe Stiftung.


Nichts spricht dagegen, wenn man Kindern helfen will und jedes hilfreiche Engagement ist positiv. Aber ist das wirklich der Hauptgrund für die Aktion? Ich vermute eher, es geht darum, ein positives Image aufzubauen und in der Presse ein wenig Werbung für sich selber zu machen. Es ist ja auch einfach praktisch, wenn diese von der "McDonald's Kinderhilfe" und den "Ronald-McDonald-Häusern" spricht, vielleicht sogar noch das lustige Clownsgesicht (oder unverkennbare Körperteile der Imagefigur) abdruckt und so auch dem unbedarften Konsumenten einbläut: McDonald's tut was für hilfsbedürftige und wenn ich da esse, dann tue ich auch was gutes und gut, daß es so hilfsbereite Firmen gibt.

Aber tut McDonald's wirklich Gutes?

Werfen wir einen Blick in den Jahresbericht 2010 (PDF): dort (und auf der Webseite der Stiftung) finden wir eine Übersicht, wo das Geld für die Stiftung her kommt:

 Quelle: http://www.mcdonalds-kinderhilfe.org/wer-wir-sind/finanzierung/

11,616 Mio. Euro Gesamteinnahmen wurden 2010 verzeichnet.
Wie man sieht, stammen 4,898 Mio. davon aus direkten Spenden von Firmen und Privatpersonen und den Spendenhäuschen bei McDonald’s. 0,331 Mio. kamen durch Bußgelder, Sachspenden und weitere Sependensammelboxen zusammen.  Weitere 1,263 Mio. stammen von Spendern bei einer Benefiz-Gala. Beim "World Children's Day" werden ebenso Spenden Dritter direkt oder indirekt (durch den Kauf von ausgesuchten Produkten im Restaurant oder Papphänden) eingesammelt. Die Übernachtung in einem der "Ronald-McDonald-Häuser" ist zwar günstig, aber nicht umsonst, so daß 1,505 Mio. mit Hilfe von Sponsoren etc. erwirtschaftet wurden.Die kassierten Zinsen in Höhe von 166 Tausend Euro sind auch nicht von McDonald's gekommen, sondern von den Banken. Zusammen sind das 8,582 Mio. Euro, die nicht von McDonald's stammen. Das sind knapp 74 % oder anders ausgedrückt: McDonald's hat lediglich 26 % der 11.616 Mio. Euro zu der eigenen Stiftung beigtragen. Wobei auch diese Zahl noch nicht die ganze Wahrheit darstellt: Jeder Euro, den McD Deutschland und dessen Franchisenehmer nämlich einer gemeinnützigen Stiftung überlassen, mindert das zu versteuernde Einkommen (gut an der Sache ist auch, daß jeder Franchisenehmer hierbei eigenständig ist und einzeln veranlagt wird). Sprich: Im Grunde zahlt der steurzahlende Bürger diese Spenden und nicht Mäckes.

Also was bleibt: McDonlad's hat (wie viele andere Firmen auch) einen guten Weg gefunden, selbst wenig Gutes zu tun und mit viel Trommelwirbel dafür zu sorgen, daß man gut über sie redet und Otto-Normal-Gast auch noch mitmacht. Und das erklären Sie jetzt beim nächsten Besuch mal Ihrem Kleinkind, welches auch helfen will angesichts der omnipräsenten Sammelboxen, Aufkleber-Händen und bunten Platzdeckchen auf den Tabletts.

Prost Mahlzeit!

Samstag, 20. August 2011

Soziale Isolation heute

Im Zeitalter digitaler Fotografie und inhaltsleerer Schlagwörter wie "Facetime", "Cloud" und "Online Community" erfährt der medienkritische Papa eine ganz neue Art der gesellschaftlichen Isolation und Ächtung.
Leider bin ich wohl zu gut informiert und mache mir zu viele Gedanken über den Datenschutz und die Persönlichkeitsrechte. Zwar kann jeder regelmäßig darüber lesen, daß Facebook & Co. mal wieder beim Datenschutz versagt hat, doch im Langzeitgedächtnis bleibt das wohl bei kaum einen hängen. Auch die Berichte im Fernsehen, bei denen sich Teenies darüber beklagen, daß andere Teenies sie in irgendeinem Forum mit Bildern mobben und sie deshalb auch keinen Job bekommen, da jeder Personalberater heutzutage den potentiellen Kandidaten zuerst "googelt".
Ich habe etwas dagegen, daß Fotos meiner neunjährigen Tochter, wie sie beim Schulausflug im Bikini am See steht oder sich anderweitig in der Ferien-Kinderbetreuung "zum Horst macht" bzw. einfach nur ihren kindlichen Spaß hat, ihr später zum Verhängnis oder von Kinderschändern mißbraucht werden. Früher war das kein Problem: Jeder machte seine eigenen Fotos und wenn man dann doch mal das Kind der Urlaubsbekanntschaft ablichtete, machte man vielleicht noch einen Papierabzug mehr und gab es der Familie. Heute ist alles digital und jeder meint, alle Welt müsse alle Bilder zu sehen bekommen. Also wird wild fotografiert und anschließend geht's Online. Ist ja alles ganz harmlos und so praktisch. Wen interessiert's denn schon? Mich! Alles, was Online ist, egal für wie kurze Zeit, bleibt Online und läßt sich so gut wie nie mehr vollständig entfernen. Zumal auch in kurzer Zeit sich wildfremde die Bilder auf ihren PC herunterladen können. Schlimm wird es, wenn dann die Bilder auch noch verlinkt werden und jeder Kopf auf dem Foto mit einem Namen versehen wird (Tagging). So lassen sich schnell Profile erstellen. Von Datenkraken wie Facebook aber auch von Behörden. Und schneller als man denkt steht man auf der Abschußliste, weil man um drei Ecken herum einen Terrorverdächtigen kennt und auch mal im mittleren Osten Urlaub machte. Oder das Konterfei landet unversehens (da viele Leute alles als Freiwild ansehen, was sie irgendwo anders kopieren können) in einem Kontext, in dem es nichts zu suchen hat: als Mitläufer einer Partei, als Illustration zu einem Krankheitsbericht, als Gag in einer Talkshow.

All das ist verboten. Wer eine Person so fotografiert, daß sie auf dem Bild deutlich zu erkennen ist und nicht Teil einer großen Menge ist, muß diese Person (schriftlich) um Erlaubnis für jede Art der Veröffentlichung bitten. Viele Organisationen (Schule, Reiseveranstalter, Sportverein) holen sich deshalb gerne eine solche pauschale Erlaubnis für ihre Webseite, den Werbekatalog, Zeitungen usw. im Vorfeld. Und die gebe ich Ihnen meistens nicht. Warum auch? Ist es wirklich notwendig, massenhaft Schnappschüsse zu machen und diese dann alle zu veröffentlichen? Ich denke nicht und ich will die Kontrolle über die Bilder von meiner Tochter (und auch über mich) behalten - denn dazu bin ich verpflichtet: Ich muß alles zum Wohle meines Kindes unternehmen - oder wie soll ich ihr später erklären, daß alle es damals ganz süß fanden, wie sie halbnackt im Schlamm buddelt und sie heute deswegen ausgelacht wird? Entsteht wirklich mal ein Foto, welches unbedingt der Welt gezeigt werden soll, dann kann man ja gerne für dieses eine Bild um mein Einverständnis fragen - unter Angabe von Art und Umfang der Veröffentlichung - und ich kann mir vorstellen, dann im Einzelfall auch nichts dagegen einzuwenden.

Da ich so regide sein will, verweigere ich stets die pauschalen Schreiben, in denen ich mich bereit erklären soll, daß alles, was von meiner Tochter digital festgehalten wird, (irgendwo) veröffentlicht werden darf. Und damit bin ich und leider auch mein Kind der Außenseiter und Querulant, der sich (mal wieder) nicht in die Gruppe einfügen will. Andauernd werden dann Gruppenfotos gemacht und meiner Tochter wird dann gesagt, sie möge sich bitte nicht dazu stellen, weil Fotos von ihr ja nicht veröffentlicht werden dürfen. Als ob jedes dieser dämlichen Gruppenfotos veröffentlicht werden würde. Mein Kind fühlt sich aber als Außenseiter und Gebrandmarkt, da sie natürlich nicht versteht, warum mir das so wichtig ist und ich muß mir Gedanken darüber machen, was für ein schlechter und harter Papa ich bin. Die anderen Eltern oder Erzieher schauen einen dabei dann auch noch völlig verständnislos an und bedauern das arme Kind angesichts einer solchen unsozialen Haltung die nur die Gruppendynamik stört, da man sich ja andauernd daran erinnern muß, daß man das eine Kind da nicht fotografieren darf. Dabei stimmt das gar nicht: Keiner hat was gegen das fotografieren - nur gegen das unkontrollierte Verbreiten.
Wäre es nicht schön, mal wieder Gruppenfotos zu machen und jedem abgebildeten einfach einen Abzug zu schenken? Das ist nämlich keine Veröffentlichung und völlig legitim - auch ohne Papierkram.

Sonntag, 10. Juli 2011

Vorschrift ist Vorschrift ist sicher

Es ist Sommerzeit: Reisezeit. Auf der Autobahn sieht man nun wieder vermehrt Autos auf dem Weg in den Urlaub: Die ganze Karre ist so sehr bis unters Dach vollgestopft, daß sie hinten schon so tief hängt, daß man sich fragt, ob die Stoßdämpfer nicht schon am Anschlag angekommen sind. Fragt sich der/die Fahrer/in eigentlich nicht, was das bedeutet? Die meisten Autos haben eine recht geringe Zuladung. In die etwa 300-600 kg fallen alle Passagiere neben dem Fahrer, der halbe Tankinhalt und eben das Gepäck. Bei einer vierköpfigen Familie bleibt dafür nicht viel Spielraum. Spannend wird's, wenn dann noch ein Wohnwagen hinten dran hängt. Dieser hat oft so gut wie gar keine Zuladung. Mehr als ein paar Teller und Besteck darf da nicht rein. Aber das interessiert ja nicht. Man schüttelt zwar immer den Kopf, wenn man die ganzen bescheuerten (ausländischen) LKW Fahrer sieht, die sich nicht um die Ladungssicherung kümmern und dann von Polizei und BAG angehalten und medienwirksam im Fernsehen lächerlich gemacht werden aber selber ist man noch viel schlimmer. Während ein LKW durchaus einige Tonnen Übergewicht ohne nennenswerte Einbußen bei den Fahreigenschaften verkraftet (das Problem ist nämlich nicht das Fahrzeug, sondern die Beanspruchung der Asphaltschicht, Brücken usw.), kann selbst ABS und ESP bei einem PKW nichts mehr ausrichten, wenn der Federweg an der Achse fehlt und die Grenzen der Physik überschritten werden.
Schade, daß so etwas viel zu selten kontrolliert wird - ist vermutlich einfach zu aufwendig im Vergleich zum Blitzer. Und ist ja auch irgendwie doof, wenn man dann der Familie sagen muß, das hier auf dem Parkplatz in der Walachei der Urlaub zu Ende ist - dem LKW Fahrer gönnt man das ja irgendwie, wenn er bei so einer Kontrolle, die nicht an einer Rastanlage sondern auf extra angelegten Betonpisten in der Ödnis stattfinden, auf das Ersatzfahrzeug warten muß und keinerlei sanitäre Einrichtungen vorhanden sind. Wobei: Im Fernsehen würde das sicher zum Einschaltquotenschlager, wenn massenweise Urlauber stranden und vermutlich über kurz oder lang den Aufstand proben angesichts des "ungerechten Kontrollwahns".

Ähnlich fasziniert bin ich auch von einem ähnlichen Phänomen: Alle Insassen sind vorschriftsmäßig angeschnallt (und würden sich sicherlich mokieren, wenn ich sage, daß ich ein Gurtmuffel bin). Hinten auf der Hutablage liegt dann der dicke Europaatlas oder der Hund turnt auf der Rückbank rum und im Kombi liegt der Einkauf oder das Urlaubsgepäck (bei umgeklappter Rückbank). Gut, daß die Leute angeschnallt sind, denn so können sie sich noch mal schnell die Sinnhaftigkeit eines Gurtes angesichts ihrer Ladungs-Sicherung durch den Kopf gehen lassen, nachdem sich der Staub der Airbagexplosion gelegt hat und sie wieder nach hinten in den Sitz fallen, während von hinten sich 2 kg Atlas auf den Weg nach vorne machen.
Bei Tempo 50 gegen ein nachgebendes Hindernis ergibt das so in etwa eine Beschleunigung (umgekehrte Verzögerung) innerhalb von 1 Sekunde von
a = v / t = 13,89m/s / 1s = 13,89 m/s²
Das ergibt eine Beschleunigungskraft von
F = m * a = 2 kg * 13,89 m/s² = 27,78 N 
Da machen sich also knapp 30 kg mit acht stabilen Ecken auf den Weg nach vorne. Mögen wir hoffen, daß die Kopfstütze hält und hoch genug ist (und der Atlas auch nicht drunter durch geht). Ein Sechserpack Wasser in 1,5l Einwegflaschen auf der Autobahn machen das Experiment sicher noch spannender: so um die 300 N dürften einen bleibenden Eindruck hinterlassen - gut, daß ich angeschnallt war, wenn ich dann von hinten erschlagen werde. Wenigstens kriege ich posthum kein Knöllchen und Punkte.

Donnerstag, 30. Juni 2011

Pups-Alarm

Das Weltbild der Werbe- und Automobilbranche scheint irgendwann vor 30 Jahren stehengeblieben zu sein. Oder wie erklärt sich der aktuelle Skoda Werbefilm des deutschen VAG-Konzerns?

  1. Familie im Auto unterwegs. Mann fährt.
  2. Kind scheißt sich in die Windel.
  3. Mama muß Kacke wegmachen und schaut dazu nach der vergessenen Windeltasche.
  4. Mann sitzt weiter im Auto und wartet auf Frauchen.

Also das ideale Auto für Ewiggestrige oder solche, die das alte "Familienideal" sich wieder her wünschen.

Donnerstag, 16. Juni 2011

Prozentrechnen für Anfänger

Nervige Werbung ist wirklich schrecklich. Gemeingefährlich wird es, wenn sie dann auch noch lügt, betrügt und falsch ist.
Die Flugsuchmaschine swoodoo.com/de schaltet im Fernsehen eine solche dummdämliche Werbung, bei der einem vorgegaukelt wird, die Stewardess plaudere mit den Passagieren über deren zuviel gezahlte Beträge.
Quelle: TV-Werbespot swoodoo.com
Abschließend wird dann behauptet, man könne "bis zu 50 % sparen", wenn man diese Suchmaschine benutzen würde.
Quelle: TV-Werbespot swoodoo.com
Rechnen wir doch mal das Beispiel mit dem teuersten Preis von 245,- € nach und wieviel der clevere Herr Schneider mit 49,- € gespart hat:
100 % - (100 % / 245 € x 49 €) = 80 %
Wie kommen die dann auf "nur" 50 %?
Interessant ist, daß man im Internet diesen Fernsehspot gar nicht findet. Dort gibt es nur einen sehr ähnlichen. Dieser unterscheidet sich in einem einzigen Punkt: Am Ende sind es dort tatsächlich 80 %, die gespart werden können.
Wie kommt es zu diesen zwei Rechnungen? Sind die 80 % am Ende übertrieben und haltlos, so daß es zu Klagen kommen würde? Sind vielleicht sogar die 50 % gar nicht realistisch?

Mittwoch, 15. Juni 2011

4 Jahre Einwegpfand und nichts kapiert

Das deutsche Pfandsystem ist krank genug. Anstatt auf echte Mehrweg-(plastik-)flaschen zu setzen, finanzieren wir die Erdölverschwendung mit leichten Plastikeinwegwegwerflaschen und einem Pfandsystem, welches dem unbedarften Verbraucher Recycling und Umweltschonung vorgaukelt. Dabei entstehen aus den Plastikmüllbergen bestenfalls Rasengittersteine, Parkbänke und billige Fleecepullover. Wie umweltfreundlich es ist, wenn wir die Rohstoffe für die Plastikherstellung erst einmal um die ganze Welt transportieren, dann den Müll zurück nach China und dann wieder das Billigtextil nach Deutschland, mag sich jeder selber ausrechnen.
Aber einen Vorteil hat es: Jede Verkaufsstelle, die Einweggetränkeverpackungen des DPG anbietet, muß auch Verpackungen zurücknehmen. Es ist egal, ob ich das Produkt dort gekauft habe und ob genau dieses Produkt dort überhaupt angeboten wird.
Einzige Ausnahme sind besonders kleine Geschäfte. Die Drogeriekette Rossmann betreibt sicherlich keine so kleinen Filialen.
Nun wollte ich dort im Rahmen eines Einkaufs auch eine einzelne Einweg-Bierflasche abgeben. An der Kasse wurde diese zuerst pikiert einfach weitergeschoben. Als ich dann sagte, ich will sie abgeben, wurde mir mitgeteilt, daß sie diese nicht haben. Ich dann: Das ist egal, es ist eine Pfandflasche und zeigte auf das deutliche Logo. Sie haben zahlreiche Plastikeinwegflaschen und sind also verpflichtet, auch diese anzunehmen. "Ich kann ja mal so nett sein und sie für sie annehmen". Nein, das ist nicht nett, daß ist ihre Pflicht, denn auch Ihr Unternehmen hat sich dazu bereit erklärt, als es sich entschied,  Plastikeinwegpfandflaschen zu verkaufen. Also was soll diese generöse Äußerung? Bitte, liebe Rossmann-Mitarbeiter, informiert Euch - nach vier Jahren sollte sich das Verfahren herumgesprochen haben.

Dienstag, 3. Mai 2011

Ich freue mich darüber, dass es gelungen ist, zu töten.

Gestern machte eine Nachrichtenmeldung die Runde: "Osama bin Laden ist tot". Bei einer sogenannten Kommandoaktion (andere würden Überfall oder Invasion dazu sagen) wurde der Kopf des Terrornetzwerks al-Qaida und Drahtzieher der Anschläge von 9/11 erschossen.

Begleitet wurden die Fernsehberichte von Bildern frenetischer US-Bürger, die hupend, grölend und natürlich fahnenschwenkend sich vor dem Weißen Haus etc. versammelten und ihre Freude darüber zum Ausdruck brachten. Ein beklemmendes Bild, das man sonst eher aus Berichten zum nahen Osten kennt - es fehlten nur noch ein paar Leute, die mit ihrer AK74 in die Luft ballerten.

Im ersten Moment war ich sogar etwas verwirrt: "Osama? Ist der nicht längst tot? Ach nein, das war ja der andere, der auch irgendwie was damit zu tun hatte und nebenbei auch noch den USA im Weg zum Öl im Weg stand. Aber der war ja auch böse". Aber zeigt das nicht, daß gut zehn Jahre nach den Anschlägen die Tragödie zwar immer noch tragisch ist, aber das Rad der Zeit sich eigentlich weitergedreht hat? Ist das Thema wirklich noch so präsent, daß man, wie nach einem gewonnen Fußballspiel, sich darüber freuen und auf die Straße feiern gehen muß?

Mit sehr gemischten Gefühlen habe ich dann die Kommentare der Politiker verfolgt. Alle drückten den USA ihre Glückwünsche zu dieser gelungenen Aktion aus. Unsere Kanzlerin meinte dazu:
Ich freue mich darüber, dass es gelungen ist, bin Laden zu töten.
Das gewählte Oberhaupt eines demokratischen Staates, in dem laut Grundgesetz (Artikel 102) die Todesstrafe abgeschafft ist, freut sich also darüber, daß aus reiner Rache eine Person getötet wurde. Denn nichts anderes ist es: Rache. Die Tötung hat wohl kaum einen anderen Grund, da sie nichts daran ändern wird, daß Mitglieder terroristischer Vereinigungen weiterhin ihre kruden Ideen umsetzen wollen. Mit der Tötung bin Ladens ist die Welt nicht friedlicher geworden.

Klar, bin Laden ist vermutlich im christlichen Sinn kein guter Mensch gewesen. Er dürfte Schuld am Tod vieler Unschuldiger sein. Aber das gibt uns nicht das Recht, ihn einfach gezielt zu töten (denn es darf wohl bezweifelt werden, daß die US-Truppen die Tötung bin Ladens nur als zweite Wahl ansahen und ihn lieber gefangengenommen hätten) und sich darüber dann auch noch zu freuen. Demokratie bedeutet, daß auch Kriegsverbrecher das Recht auf ein Gerichtsverfahren (Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden, sich zu äußern.) und Strafe haben. Auch wenn die USA mit der Praktizierung der Todesstrafe und der Ablehnung des Römischen Statut, sich weiterhin als Weltpolizei aufspielen, so sollte die Bundeskanzlerin sich an die gesetzliche Strafgerichtsbarkeit gebunden sehen und nicht eine Tötung gutheißen und sich sogar darüber freuen. Eine schlichte, sachliche Stellungsnahme zum Sachverhalt wäre ausreichend und angemessener gewesen.

Montag, 4. April 2011

Ich gestehe: auch ich bin schuld

Unter dem Titel "Usenet-Aus bei der Deutschen Telekom" erschien bei heise eine recht unscheinbare Meldung: Die Deutsche Telekom hat ihren eigenen NNTP-Server zum 1. April abgeschaltet. Das ist sicher noch nicht das ganze Aus für das Usenet, aber schon ein Meilenstein.

Heimlich weine ich dem sich abzeichnenden Ende eine Träne nach.

Früher, als ich als Berliner noch für 23 Pfennig die ganze Nacht
telefonieren konnte, saugte ich mit 9600bd. mit einem Kumpel Linux
0.??? aus Finnland. Anschließend freute ich mich über die Möglichkeit
im "Internet" alle Fragen klären zu können. Ganz zu schweigen von den
ersten Pornobildern, die man hier - nach dem BTX-Grausen - das erste
mal in super Qualität zu sehen bekam.

Heute nutze ich es nur noch selten. Wenn ich was wissen will, reicht
oft schon das verpönte "RTFM". Etwas abgewandelt allerdings: Eine
kurze Suche in Google (und Co. - gibt es eigentlich noch "Co."
ernsthaft?) liefert fast immer die benötigte Antwort. Wozu also noch
News? Manchmal, ganz selten allerdings, fand ich keine Antwort; dann
war ich froh, in einem Forum ohne langes Anmeldeprozedere, welches
nur durchgeführt wird, um eine Frage einmalig in einem "Fachforum" zu
stellen und dessen Zugangsdaten dann doch wieder vergessen werden,
meine Frage zu stellen. Und dann war ich doch meistens überrascht,
das ich eine Antwort bekam. Für mich war das Usenet nämlich schon vor
Jahren zu einem reinen Lese- und Fragstellforum "verkommen": Viele
fragen, keiner liest und antwortet. Daran bin ich natürlich auch
selber Schuld, denn auch ich stelle ja nur noch meine Frage und
ansonsten lasse ich es links liegen. Aber ehrlich: man verliert
schnell die Lust, immer wieder die gleichen Fragen zu lesen, die sich
eben per Google schnell beantworten lassen. Und dann die ganzen
Newbies, die einfach nicht raffen, daß Umlaute nichts in einem
Subject zu suchen haben, TOFU fabrizieren usw. Auch ich betreibe ein
spezialisiertes Web-Forum und lese immer die gleichen Fragen, die
sich durch lesen der FAQ etc. beantworten lassen. Und ich reagiere
dann auch meistens knapp angebunden.

Danke für Dein Dasein und lebe wohl Usenet!

Freitag, 1. April 2011

Was nicht verboten ist, ist erlaubt

Ich amüsiere mich immer wieder über Schilder wie
Betreten der Baustelle verboten...
Klare Aussage: Hier hat keine was zu suchen. Ist ja auch meist Realität: kein Mensch zu sehen, der für Fortschritt sorgt.
Auch beliebt:
Durchgang verboten!
Besonders beliebte Objekte, die mit derartigen Proklamationen verziert werden, sind Türen. Macht ja auch Sinn, wenn der idiotische Architekt da 'n Durchgang einplant, wo doch eigentlich die Wand sein soll.
Auch immer wieder zu sehen sind Texte wie
Parken verboten!
an leeren Stellen, die dann auch gerne noch durch einladende Gestaltung in Form von abgetrennten und markierten Stellflächen geradezu dazu einladen, sein Fahrzeug hier abzustellen.

Macht sich derjenige, der so ein Schild aufstellt eigentlich gar keine Gedanken darüber, was er gerade in seinem Ordnungs- und Reglementierungswahn da fordert?
Wenn das betreten der Baustelle pauschal verboten ist, dann darf sich doch keiner wundern, wenn da keiner baut, denn es darf ja keiner auf die Baustelle. Genauso könnte man die Tür, durch die keiner (wirklich gar keiner) durchgehen darf, auch gleich zumauern. Und die frei gehaltenen Parkflächen dürfen dann auch nicht den Eigentümer zugeparkt werden, denn das Parken ist hier grundsätzlich, immer und unumstößlich verboten - für jeden.

Keiner darf hier durch. Eine andere Zufahrt gibt es auch nicht. Und nun?
Gesehen in Neuruppin, Altes Gymnasium. Steuerfinanziert.
Also lieber Schilderaufsteller: Entweder weniger verbieten oder bitte die Formulierung genauer ausführen, damit ihr nicht selber ausgeschlossen werdet:
Betreten der Baustelle verboten - es sei denn, Sie wollen hier arbeiten oder liefern Baumaterial an oder holen was ab.
Durchgang für unbefugte verboten. Befugt sind die Mitarbeiter Herr Müller und Frau Schulze und alle Leute, die so wichtig sind, daß Sie hinter der Tür etwas verloren haben.
Parken für alle verboten, die in diesem Objekt nicht wohnen. Auch die Feuerwehr darf hier gerne stehen, wenn es denn brennt und wir Hilfe benötigen.

Dienstag, 1. März 2011

Big brother is watching you

Wir alle wissen es: Wir werden auf Schritt und Tritt ausgespäht. Überall hängen Videokameras herum: Tankstellen, Einkaufszentren, öffentliche Gebäude, Verkehrsüberwachung usw. Nicht selten sind diese illegal, da sie öffentliche Plätze filmen oder sogar in Arztpraxen und Krankenhäusern laufen. Wie lange da was gespeichert wird, weiß keiner. Wer seine ec-Karte an der Kasse einsetzt, läßt den Kartenbetreiber wissen, wo und für wieviel man einkauft und die Supermarktkette kann dies sogar auf den einzelnen Artikel und die Filiale herunterbrechen - Kunden, die Payback nutzen ist eh nicht mehr zu helfen. All das und mehr wissen wir, doch kümmert es irgend wen?
"Ich habe ja nichts zu verbergen."
Ein Politiker hat nun den Selbstversuch gemacht: Was sagen die Informationen, die mein Handyprovider ansammelt über mich aus? Es ist schon mal erschreckend, daß er diese Daten, die jedem laut Gesetzt zur Verfügung gestellt werden müssen, erst einmal einklagen mußte. Anschließend stellt sich die Frage, warum die Daten so lange aufbewahrt werden? Und wenn man sich dann anschaut, was man aus den Daten heraus lesen kann, wird man nachdenklich. Jeder Schritt kann nachvollzogen und in einer Karte visualisiert werden. Und mit anderen Informationen verknüpft ergeben sich Informationen, die wirklich heikel sein können - dabei wurden in diesem Experiment sogar schon die Rufnummern der Anrufer und Angerufenen ausgeblendet, da sie andere Menschen kompromittieren könnten.

Aber was soll's, ich habe ja (noch) nichts zu verbergen.

Donnerstag, 3. Februar 2011

Exportschlager

Das einzige Exportgut, welches wir Deutschen im Grunde unendlich haben (könnten), ist Bildung. Wir haben halt keine Rohstoffe. Aber nein, wir bilden lieber schlecht aus und streiten dann über Hartz IV.

Bildung kostet Geld. Aber soll man bei den zu bildenden auch noch für Liedernoten kassieren? Für jede einzelne Kopie in der Schule, Kita, Kirche usw. Und dazu dann auch noch Buch über die Kopien führen. Bei 50.299 Kinderbetreuungseinrichtungen jeweils 56€ + MwSt. (Quelle) macht das schlappe 2,8 Millionen € für die Gema/VG Musikedition und zusätzlich eine gute halbe Millionen Euro für den Staat - jedes Jahr aufs Neue.

Angeblich, weil es so aufwendig ist, Noten zu setzen - im digitalen Zeitalter eigentlich fast genau so einfach, wie Texte schreiben und weil diejenigen, die sich dieser Herausforderung stellen und alte (und nur darum geht es, um "Volkslieder") Lieder neu abtippen, nicht an den verdeckten Geräteabgaben bei Kopieren, Scannern und Druckern beteiligt werden.

Videobeitrag: NDR Extra 3

Gut, daß es dagegen Initiativen gibt: Die Musikpiraten haben bereits ein Liederbuch für Weihnachtslieder veröffentlicht, welches völlig ohne Abgaben zu zahlen kopiert werden darf, da hier für jedes Lied geprüft wurde, ob die Fassung/Überarbeitung frei von Rechten ist (z. B. weil der Autor mehr als 70 Jahre tot ist) und die Noten neu gesetzt wurden und der Setzer auf seine Rechte freiwillig verzichtet hat. Jetzt wird an einem gemeinfreien allgemeinen Liedbuch gearbeitet.
Jeder, der nicht so lang warten will, kann bei Kinder wollen singen schon jetzt viele Kinderliedtexte und Noten legal downloaden, ausdrucken und kostenfrei nutzen.

Sonntag, 30. Januar 2011

Der Weltuntergang ist nahe

Wieder mal wird in den Medien die Tatsache hochgeschaukelt, daß der Mayakalender 2012 endet und dies ein Hinweis auf den bevorstehenden Weltuntergang ist/sein kann.
Wieso eigentlich sieht keiner, wie trivial die Lösung sein kann? Vielleicht hatten die Mayamathematiker einfach keine Lust, einen Kalender zu erstellen, der weiter in die Zukunft reicht?

Wir machen das doch auch - immer wieder.

Erinnern Sie sich noch an den y2k Bug? Die ganze Misere entstand nur, weil Ingenieure zu geizig oder zu faul waren, zwei weitere Zahlen zu speichern, da sie davon ausgingen, daß ihre (minderwertige?) Software sowieso nicht lange genutzt werden wird.

2010 gab es das nächste Drama: 30 Millionen ec Karten wurden unbrauchbar.

Bereits dieses Jahr haben die Taiwaner ein Problem, weil bei einer Art der Zeitrechnung (Minguo-Kalender) das Jahr 2011 zum ersten mal dreistellig ("100") geschrieben wird: Y1C Problem.

Und sind wir nicht selbst alle Propheten des alljährlichen Weltunterganges? Jedes Jahr zu Weihnachten überschwemmen wir unsere Freunde und Verwandten mit kitschigen Fotokalendern und ähnlichen Zeitplanern. Alle haben sie eins gemein: Sie enden willkürliche 12 Monate später. Wieso? Ist dann das Ende der Welt oder der Zeitrechnung erreicht? Warum gibt es keinen Kalender mit 24 Monaten oder mehr? Haben wir etwa nicht genügend Fotos auf Lager? Oder müssen wir uns eine Option für das nächste Weihnachtsgeschenk offen halten?

Und obwohl jedesmal ein beliebiger Kalender, den sich irgendwelche Leute ausgedacht und eingesetzt haben, seinen Lebenszyklus beendete, ging bisher noch nie die Welt unter.Warum also sollte die Welt untergehen, wenn schon die mehr oder weniger ersten Ingenieure dieser Welt sich gesagt haben, daß ihr Kalender erst einmal so weit in die Zukunft reicht, daß es sich gar nicht lohnt darüber nachzudenken, wie es dann weitergeht.Vielleicht dachten sie auch einfach nur "hey, Weihnachten 2012 wäre doch ein tolles Datum, um den Verwandten mal wieder einen neuen Kalender überreichen zu können."

Dienstag, 18. Januar 2011

Wettergötter

Da will man mal ein verlängertes Wochenende Miniurlaub machen und schon juckt es einem der Mitreisenden in den Fingern und er schaut sich im Web um, wie das Wetter wohl werden wird. Angebote gibt es ja genügend. Und je nach Anbieter schwanken dann die Prognosen zwischen frostig, kühl, frühlingshaft, Schnee und Dauerregen. Daraufhin wird dann gleich die Planung dem Wetter angepaßt und alle Outdooraktivitäten bekommen ein dickes Fragezeichen.

Schön, daß das Wetter dann drei Tage bombastisch war und in keiner Weise der Vorhersage und ihrer Wahrscheinlichkeit entsprach.

Ich bin sicher eher kein Optimist, aber beim Wetter lasse ich mich gerne (positiv) überraschen und nicht gleich die ganze Planung davon beeinflussen. Es ist einfach nicht möglich, das Wetter der nächsten Tage und schon gar nicht der nächsten Woche vorauszusagen. Und dabei dann noch die ganzen überraschenden kleinen Einflüsse wie Hochwasser usw. zu berücksichtigen. Zumal das Netz der Wetterstationen sicher eng ist, aber das ja nicht heißt, daß das Vorhersageraster auch so fein aufgelöst ist. Der DWD kann in Deutschland mit dem Vorhersagemodell COSMO-DE (früher LMK) eine Gitterweite von 2,8 km erreichen. Allerdings taugen die so genau aufgelösten Prognosen nur wenige Stunden. 7-Tage-Prognosen sind nur auf Basis des Global-Modell (GME) möglich. Dies hat aber eine Rasterweite von 30 km. In diesem Raster werden Höhenniveaus so stark vereinfacht, daß man wohl kaum erwarten darf, das Wetter für ein einzelnes Kuhkaff mitten im Erzgebirge erfahren zu können - auch wenn die Wetterprotale im Web einen das Glauben machen, in dem sie eine fünfstellige Postleitzahl abfragen.

Fazit: Beim Wettergott mal nachfragen aber dann doch das beste hoffen und sich überraschen lassen - nur nicht die Stimmung kaputt machen lassen und die ganze (Lebens-) Planung darauf aufbauen.