Sonntag, 26. Februar 2012

Weil 99,99 % der Internetnutzer dumm sind, muß ich mich beugen und Gläserner Bürger sein

Drastisch, aber leider ist es so: Alles, wirklich alles, was man im Internet macht, hinterläßt Spuren und kann (automatisch) analysiert werden. Emails gehören auch dazu. Jede mail, die man verschickt, wird über viele Computer im Internet weitergeleitet - und das im Klartext, also als lesbarer Text. In Schurkenstaaten und Diktaturen geht man ja davon aus oder hört es auch andauernd, daß die Regime den Bürgern auf die Finger schauen und alles mitlesen und auswerten und dann unliebsame Bürger wegsperren etc. Aber hätten Sie gewußt, daß auch die demokartische BRD zu den "Schurkenstaaten" zu zählen ist? Klar, gegen ACTA auf die Straße zu gehen ist schon gutbürgerlich normal. Aber wie wäre es mal damit, vor der eigenen Haustür zu schauen? Emails können und werden von der Bundesregierung bzw. den Geheimdiensten mitgelesen und ausgewertet: Deutsche Geheimdienste überwachten 2010 mehr als 37 Millionen E-Mails und Datenverbindungen.
Wie immer werden jetzt die meisten Nutzer sagen: "Na und? Ich habe ja nichts zu verbergen". Und: "Wenn so Kriminelle gefangen werden, ist das doch gut."
So fängt es an. Und irgendwann kommt das Erwachen und keiner kann mehr zurückrudern. Bradbury und Orwell lassen grüßen.
Dabei ist es ganz einfach: Ein anständiges Emailprogramm wie z. B. Thunderbird und Enigmail OpenPGP (oder von mir aus auch Outlook, wenn's denn sein muß) nutzen und dort PGP installieren. Damit kann man dann jede Email ohne Mehraufwand signieren (stellt sicher, daß die Nachricht nicht nachträglich manipuliert wurde) oder verschlüsseln (und zwar so gut, daß wirklich keiner das Ding mehr lesen kann außer der richtige Empfänger). Das ist wirklich ein Kinderspiel und jede verschlüsselte Email zeigt den Schnüfflern, daß man sich nicht ausspionieren läßt. Übrigens: Wirklich gefährliche Kriminelle wird man nicht durch wahllosen mitlesen von Emails, in denen das Wort "Bombe" oder "Krieg" steht, finden, denn die Bösewichte wissen genau, was PGP leistet und nutzen das dann auch.
Dumm an der Sache ist nur: Wenn keiner mitmacht, dann hilft mir das als informierter und sensibilisierter Bürger fast gar nichts. Denn wenn ich meine Emails verschlüsseln möchte, dann muß der Empfänger die auch entschlüsseln können. Und wenn der nicht mitmacht, dann geht das nicht. Also bin ich dazu gezwungen, unverschlüsselte Mails zu schreiben, weil alle anderen zu faul/doof/unsensibel/uninformiert und unqualifiziert sind, sich um ihre Grundrechte und ureigenen Interessen zu kümmern.
Und solange das mit der Verschlüsselung mangels Beteiligung nicht klappt, ist die PGP Signierung schon ein guter Schritt. Das übt, wie man PGP installiert und einsetzt und zeigt jedem, wie leicht es ist, mitzumachen, denn eine Signierte Email sieht so aus und kann an jeden gesendet werden, auch wenn der kein PGP nutzt:
-----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE-----
Hash: SHA1

Hier steht die eigentliche Email
 
-----BEGIN PGP SIGNATURE-----
Version: GnuPG v1.4.11 (MingW32)

iEYEARECAAYFAk9KvUkACgkQ2AP4QMqw24CFGACgtDxkg8YFECPdW68qGflIAWfx
tEUAmgPOPRlBECzVzUZiSlIW7F802B0R
=yFEl
-----END PGP SIGNATURE-----
Die Signatur stört also nicht und je mehr Leute mitmachen, desto leichter fällt es dann auch verschlüsselte Mails zu verschicken.

Ich bin dafür, daß alle Leute, die nicht PGP nutzen, keine Emails mehr schreiben dürfen - zu ihrem eigenen Schutz. Schließlich werde ich auch so oft gezwungen Dinge zu tun, die ich nicht will, weil sie ja für mich so wichtig sind und ich so doof bin, das einzusehen, so daß die Nichteinhaltung unter Strafe gestellt ist, obwohl ich nur mich persönlich gefährden würde (Anschnallen im Auto/Flugzeug, Rettungsübungen auf einer Kreuzfahrt, keine Drogen usw.).

Also, worauf warten Sie? Mitmachen und Emails im ersten Schritt mit PGP signieren.

Mittwoch, 8. Februar 2012

App-Blödsinn

"Jeder" hat ja heute ein Smartphone. Und überall sieht man Werbung für Apps und Leute, die darüber reden. Wenn man über die meisten Apps aber mal nachdenkt, dann sind diese völlig überflüssig und dienen nur den Herausgebern, Geld zu machen, Kundendaten zu sammeln und ein altes Produkt mit neuer Werbung am Markt als innovativ zu vermarkten.
Ein Blick in zwei von zahlreichen "must have" Artikeln zeigt, daß Apps wie
  • Google Goggles
  • Bibel
  • Google Earth
  • Zeitungen
  • CHIP Bestenlisten Android-App
  • YouTube
  • Street View in Google Maps
  • Google Übersetzer
  • ebay
  • Shazam
  • TuneIn Radio
  • Öffi
  • Zedge Ringtones & Wallpapers
  • IMDb
  • Weather.com (und auch wetter.com)
  • Facebook
  • g+
  • WhatsApp
  • Doodle
  • Clever Tanken
  • miCal
  • 1Password
  • SAT.1
wirklich überflüssig sind.

Die meisten Apps sind nämlich nichts weiter als Programme, die Inhalte abrufen, die bereits (kostenlos) im Web angeboten werden. Die App ist nicht selbständig und Offline lauffähig, sondern ruft ihre Daten im Netz ab. Dann kann man auch gleich im Internet surfen. So müllt man sich nicht den Speicher voll und der Herausgeber hat auch keinen Vollzugriff auf GPS Positionsdaten und meine Kontakte und es können auch keine überraschenden Kosten versteckt entstehen.