Donnerstag, 30. Januar 2014

GRATIS mit Sternchen

Der Beschiß lauert einfach überall. Jetzt ist es der Knäckebrothersteller Wasa.
Quelle: Verpackung Wasa Vollkorn
Gratis: Frühstücksbrettchen. Nur zwei Packungen kaufen, Gutscheine einsenden, Gutscheincode bekommen, Brettchen gestalten und Brettchen bekommen.
Ja, so schön liest es sich. Trotzdem klingeln die Alarmglocken. Gratis? Doch sicher nicht. Trotzdem kaufe ich zwei Packungen (hätte ich aber sowieso gemacht). Auf den ersten und zweiten Blick fällt mir kein Haken auf. Zu Hause in Ruhe dann doch: reduzierte Versandkosten von 4,99 pro Brett.
Da haben wir's doch. Wäre  auch irgendwie verwunderlich, wenn man als Verbraucher nicht gelinkt werden soll. Angeblich sollen die Bretter ja fast 20 Euro kosten. So überteuert werden Sie beim Werbepartner auch tatsächlich angeboten. Bei ebay gibt's die für 10,50 (+2,50). Bei Wadoo für 13,95 (+4,90) und bei Lübeckgeschenke aus MDF für 9,90 (+1,90). Und selbst im Fotoshop kostet das Brett eigentlich auch nur 9,99. Wie so viele Onlineshop wirbt auch dieser Anbieter aggressiv mit Gutscheincodes, die man nach wenigen Sekunden Websuche findet. Mit "postkarte2014" spart man 10 Euro.
http://www.posterxxl.de/
Und dann kann ich mir das Motiv frei gestalten. Bei Wasa kann man hingegen nur seinen Namen oder einen anderen Text eingeben und darf sich dann über ein Schneidebrett in Knäckeoptik mit Werbeaufdruck erfreuen.
http://www.posterxxl.de/wasa#
4,99 bzw. gar 5,99 Euro für den Versand ist nebenbei bemerkt auch recht happig. Eine Warensendung kostet gerade mal 1,65 Porto und etwas für die Verpackung. Dies ist dann nicht versichert, aber eventuelle Verluste (die der Versender tragen muß) lassen sich Querfinanzieren. Bei Hermes kostet ein vollwertiges Paket lediglich etwa 3,50 - für Großkunden sicher noch weniger. 
Die beiden Partner werden bei der Aktion vielleicht keinen Gewinn machen. Aber die Verluste werden sich in Grenzen halten und immerhin bekommen sie so wertvolle Adreßdaten und einen prominenten Werbeplatz auf dem Frühstückstisch.

Wie wichtig den Unternehmen allein schon die Adreßdaten der Kunden sind, zeigt auch Nescafé: Beim Instant Plastikkaffee gewinnt jeder
Quelle: Verpackung Nescafé 3in2 StiX
Um aber festzustellen, was gewonnen wurde, wird man gezwungen, zuerst all seine persönlichen Daten anzugeben, bevor man den Gewinncode prüfen kann. Ich gebe da natürlich nur wilde Zeichenfolgen ein und stelle dann - wie erwartet - fest, daß ich wieder nur einen dieser Pseudo-Scheingewinne gekauft habe: Ein Rabatt für eine kostenpflichtige Aktion oder die Videoausleihe. Den Gutschein bekomme ich an meine für Spammer reservierte email-Adresse geschickt. Also wozu die Datenerhebung, wenn die Daten nicht verkauft oder mißbraucht werden sollen?

Sonntag, 26. Januar 2014

T(ime)-Machine

Im Fernsehen läuft derzeit eine total emotional-harmonisch-entspannte Wohlfühlwerbung für Kapselteemaschinen von Nestlé. Kapselkaffeemaschinen sind ja schon so ein Ding für sich: viel Müll, wenig Geschmack, aber immerhin weniger Zubereitungsaufwand. Aber Tee? Da gibt's doch nun gar keinen Aufwand seit der Erfindung des T-Beutels. OK, trinken kann man die Brühe dann nicht; der echte T-trinker wird wohl immer selbst aufbrühen. Aber wer Kapsel-T trinkt, wird mit "hochwertigem" Beutel-T wohl auch gut bedient sein. Aber lassen wir das, ärgern tut etwas anderes: Die Marketingfuzzis haben sich einen schicken Namen ausgedacht: Special.T (mit Punkt). Das ist die Spezialeinheit, die gleich nach dem Einsatz des A-Teams kommt, wenn Hannibal und Co. sich nach dem Gemetzel entspannen wollen. Nicht zu verwechseln mit den Special Forces - der Special-E.
Ist ja so cool, diese Lautmalerei mit dem Tee (und funktioniert auch auf Französisch und damit in allen Verkaufsregionen).

Nachdem sie den schicken Namen hatten, brauchten sie auch noch die Webseite zum Produkt. Das Zeug ist nämlich nur übers Internet erhältlich.

Und da wird es dann peinlich. In einigen der Verkaufsländern ist die Domain special-t.?? bereits vergeben. So in der Schweiz und in Deutschland. Also was macht man: Man versucht potentielle deutsche Kunden dazu zu bringen, eine Webseite aus dem Bereich der gTLD ".com" aufzurufen: http://www.special-t.com. Und das in Zeiten, in denen kaum noch ein Internetnutzer die eigentlich essentielle Angabe "http://www" schreibt und oft eben auch nicht einmal mehr die TLD am Ende. Je nach Browser und Einstellung versucht der Browser dann die fehlenden Angaben zu erraten. Ein Browser in Deutschland hängt vielleicht ".de" hinten dran (oder ruft eine Suchmaschine auf). Mit special-t.de landet man aber im Nirwana und nicht bei der Société des Produits Nestlé S.A. und ihrer tollen T-Machine. Abgesehen von dieser unnötigen Verwirrung der Kunden, frage ich mich noch, wieviele Deutsche bei "special-t-kom" wirklich an eine Teemaschine denken und nicht eher an ein spezielles Lockangebot der rosa T-kom. Interessant wäre eine Marktanalyse zur Frage, welches Image wohl besser ist: Telekom oder Nestlé und wer von der vorprogrammierten Verwechselung mehr profitiert.

Freitag, 17. Januar 2014

Friß und stirb

Hinweistexte auf Verpackungen und in der Werbung sind uns allen hinlänglich bekannt. Oft sind die Fußnoten länger als die Werbebotschaft.
Zu den riesigen Nebenwirkungen schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker und fressen Sie die Packungsbeilage.
"Serviervorschlag" auf der Packung ist auch so was: Als ob irgendwer denken würde, in der TK Packung wäre die ganze Berglandschaft inkl. Hütte, attraktiver Sennerin, glücklicher Tiere und dann auch noch der Fisch (der wohl kaum aus den Bergen kommt, sondern eher von einem Fabrik-Fischtrawler).

Ein Bildband nimmt nun auch die Produktabbildungen unter die Lupe: Sieht das servierfertige Produkt so aus, wie auf der Packung? Man kennt die Antwort: natürlich nicht. Aber es ist witzig, dies noch mal im direkten Vergleich zu sehen, wobei man den Bildband vielleicht nicht wirklich braucht, die online gestellten Bilder sind schon ausreichend.