Montag, 21. Dezember 2015

Spendenkampagne nervt

Die Wikimedia Fördergesellschaft sammelt alljährlich Geld ein. Dazu wird bei jedem Besuch auf der Wikipedia-Webseite ein nerviges Banner eingeblendet.
Quelle: https://de.wikipedia.org/
Die Projekte sind werbefrei und finanzieren sich durch Spenden. Wobei ich mich schon frage, warum man immer wieder so viel Geld braucht und ob knapp acht Millionen Euro nicht ausreichen, daß man von den Zinsen "leben" kann. Ich will nicht spenden. Ich nutze die Wikipedia, wie wohl die meisten. Aber ich spende viel zeit, in dem ich Artikel erstelle, bearbeite und Bilder zur Verfügung stelle. Wer das nicht macht,sollte wirklich Geld spenden, denn sonst ist man ein Schmarotzer.

Wer Adblock Plus nutzt (und warum sollte man das nicht, auch wenn Bild dagegen wettert), kann sich schnell befreien, denn auch nach einer Geld-Spende wird man genervt, meldet man sich nicht an.

Einfach einen eigenen Filter erstellen: wikipedia.org##div#WMDE_Banner
ABP-Filter gegen Wikipedia Spendenkampagne 2015

Montag, 23. November 2015

Je suis Paris. Nous somme État Islamique

Die Terroranschläge am 13. November in Paris sind tragisch - das steht außer Frage. Sie reihen sich ein in eine Liste vieler anderer.

Kaum machten die ersten berichte ihr Runde, überschwemmte die sozialen Netze und Medien eine Welle der Solidaritätsbekundungen. Jeder fühlte sich berufen, ein "je suis Paris" oder #PeaceForParis zu twittern, Peacezeichen mit Eiffelturm weiterzuleiten, Bauwerke mit der Trikolore zu schmücken usw.

Aber vergessen wir da nicht etwas? Was ist mit den Toten, die im Namen Gottes hingerichtet wurden? Was mit den Menschen, die täglich in einem der zahllosen Kriege sterben? Wer denkt an die Menschen, die wegen Hunger, Krankheit usw. täglich sterben?
Für diese Menschen tragen wir Verantwortung. Wir haben diese Menschen abgeschlachtet, als wird der Welt unseren christlichen Glauben aufdrängen wollten, Wir führen die Kriege in den Ländern des Nahen Ostens oder in Afrika. Wenn wir sie nicht direkt führen, verdienen unsere Waffenschmieden daran. Wir leben im Überfluß und medizinischer Überversorgung von der wir mehr abgeben könnten.
Wenn in Ägypten mehr Menschen (224) als in Paris bei einem Flugzuganschlag sterben, sieht man nirgends russische oder ägyptische Flaggen oder hört Bekundungen wie "نحن شبه جزيرة سيناء". Als in der Türkei 102 Leute sterben und 500 verletzt wurden, wieviel Anteilnahme bekundeten wir da? Ernsthaft und global Anteil genommen haben wir vermutlich das letzte mal 2013 beim Boston Marathon oder bei 9/11.
Gibt es also Menschen, die mehr Wert sind? Mehr Wert, daß man um sie trauert, als um andere sinnlos gestorbene? Trifft einen das Schicksal des Nachbarn mehr, als das des Fremden? Dabei sollten uns Türkei und Ägypten doch kaum fremd sein. Wer hat nicht schon einmal in einem der Länder Urlaub gemacht oder macht es sogar regelmäßig? Reicht der Kulturaustausch, Land und Leute kennenlernen nur so weit, wie das billigste Pauschalreiseangebot uns bringt? Was ist mit dem Türken an der Ecke, bei dem wir unseren Döner kaufen? Verdient er keinen Zuspruch, wenn seine Landsleute massakriert werden?

Auch ich gehe nicht hin und kümmere mich. Ich bin wie die Masse: von den meisten Anschlägen, Attentaten und Tragödien bekomme ich nichts oder nur wenig mit. Man blendet aus. Um so verlogener empfinde ich diese nun aufflammende Solidarität, die kaum mehr als ein Alibi und mitschwimmen auf der Welle ist; medienwirksames und finanzielles Ausschlachten einer Tragödie. Mitgefühl, mit einem Staat der sich die Werte Liberté, Égalité, Fraternité auf die Fahnen geschrieben hat aber nur so weit praktiziert, wie es seinen Staatsdienern in den Kram paßt.
Was aber ist die erste oder zweite Reaktion dieses Staates, Deutschlands, der EU, der NATO, der Welt? Ein Gegenschlag. Gegen welchen Feind? Es ist der gleiche Gegner, den man nun schon seit Jahren erfolglos bekämpft. Man überzieht eine ganze Region mit Terror, um für die Freiheit zu kämpfen. Im brüderlichen Schulterschluß mit anderen freiheitsliebenden Staaten.

Der nächste Schritt ist der Ruf nach mehr Überwachung, mehr Kontrolle, mehr Rechte für staatliche Sicherheitskräfte. Dieses Paradigma wird spätestens seit 2001 in ewig gleicher Leier wiederholt. Wirklich gebracht hat es nichts. Es ist unmöglich, ein Land, eine Stadt oder ein einzelnes Haus gegen Terrorismus zu schützen, wenn der Angreifer nur willensstark genug ist. Wir können keine Sicherheit erzwingen. Anstatt so den Terrorismus zu bekämpfen, wird der Bürger zum Opfer und Ziel des Staates. Freiheit und Gleichheit wird geopfert, um mit Aktionismus ein irrationales Gefühl von Sicherheit zu vermitteln und das dumme Wählervolk zu besänftigen. Vielleicht müssen wir einfach lernen, daß der Krieg, den wir die ganze Zeit in die Welt hinausgetragen haben, nun auch zu uns gekommen ist. Aber wird dürfen uns freuen: Im Nahen Osten, sterben jeden Tag deutlich mehr Menschen, als bei uns. Unsere behütete Welt ist weiterhin vergleichbar sicher und ungefährlich.

Die Frage ist auch: wer ist der eigentliche Feind? 130 Tote in Paris ist schrecklich. Wieviele Menschen starben wohl aufgrund von Terrorismus seit Ende des Zweiten Weltkrieges zusammen weltweit? Sicher ein paar Tausend. Klar, es sind zu viele. Es wäre wünschenswert, wenn es diese nicht gäbe. Aber rechtfertigt diese Zahl nun, daß Grundrechte eingeschränkt werden, ein demokratisches Land einen dreimonatigen Ausnahmezustand ausruft, Ausgeh- und Versammlungsverbote verhängt werden? Ein anderes Land tagelang sich einigelt und das öffentliche Leben zum Erliegen kommt? Kaum eine kritische Stimme, keiner fragt nach der Verhältnismäßigkeit. Wieviel Elend in dieser Welt hätte man mit den dabei verbrannten Geldmitteln unmittelbar beseitigen können?

Wieviele Leute starben wohl letztes Jahr im Straßenverkehr? Wieviele an Alkohol- oder Zigarettenkonsum, Herzinfakt, Übergewicht? Wieviele Menschen wurden in den letzten Jahren einfach ermordet? Je nach Quelle und Jahr kommen so (vorsichtig gerechnet) um die 140.000 Tote pro Jahr alleine in Deutschland zusammen.
Sorry, aber von alleine diesen wenigen Todesursachen ausgehend, sind gerade einmal 0,09 % durch Terrorismus in Paris gestorben. Macht es einen Unterschied, wie man stirbt? Ob durch die Hand eines religiösen Fanatikers, eines x-beliebigen Mörders oder einer Multi-Milliarden-Euro Industrie, die an dem Verkauf von Autos, Zigaretten und Alkohol verdient? Mal abgesehen davon, daß der Staat, der den Terroristen bekämpft, einen Teil seines Staatshaushaltes mit Steuern (14,1 Milliarden Euro Tabaksteuer 2013) und Abgaben auf diese Tatwerkzeuge bestreitet. Es ist vollkommen legal, Menschen zu vergiften, es wird hingenommen, daß Menschen totgefahren werden. Das wird schnell als allgemeines Lebensrisiko abgetan. Oder Eigenverschulden. Kein mediales Aufschreien, kein weltweites regetwittere, über ein Unfallopfer oder einer weiteren Alkoholleiche. Kein Krieg den legalen Drogen, kein "Gegenschlag" Richtung Waffenlobby. Keine Rede von Verschärfung der Überwachung, Einschnitten in Grundrechte. Es ist also ungleich wahrscheinlicher, daß Sie aufgrund eines Unfalls, einer Schießerei mit legal gekauften Waffen in Privatbesitz oder ungesundem Lebenswandel sterben, als durch die Hand eines Terroristen. Vermutlich werden Sie auch eher vom Blitz beim Scheißen getroffen.

Abgesehen davon, was wäre eine Möglichkeit, wie man auf Terrorismus reagieren könnte und die nicht zu noch mehr Krieg führt? Vielleicht einfach denen helfen, die sich gegen Fanatiker stellen. Aber anstatt Flüchtlinge zu begrüßen, die Ihrerseits vor Terror, Gewalt und Armut fliehen, schreien wir Bürger und unsere Politiker unisono nach strengeren Kontrollen, schärferen Aufnahmeregeln, Abschiebung, Kontingenten. Menschen, die von den religiösen Fanatikern fliehen, könnten wir unsere Weltanschauung zeigen, Ihnen helfen zu verstehen, warum wir gegen Unterdrückung und Totalitarismus sind. Wie unser langer, steiniger, von Blut übersäter Weg zu Demokratie aussah - als wir in Namen unseres Glaubens oder anderer fanatischer Machtphantasien Menschen abgeschlachtet haben und Terror als das Mittel der Wahl ansahen. Wir dürfen Ihnen nicht unseren Glauben aufzwingen und sie bekehren wollen, aber wir können sie lehren. Das kostet viel weniger als Krieg führen und ist nachhaltiger.
Aber was machen wir stattdessen? Wir weisen sie ab und schicken Flüchtlinge zurück in ihre Heimat (unter anderem mit dem fadenscheinigen Argument, es könne sich ja ein Terrorist unter ihnen befinden und unentdeckt ins Land kommen. Klar, weil sie ja nicht gerade erst bewiesen haben, daß sie das gar nicht müssen). Wir treiben die Menschen also lieber direkt in die Arme der Demagogen, die Terroristen ausbilden und zu uns schicken. Somit unterstützen wir direkt den IS - wir sind der Islamische Staat. Anschließend bekämpfen wir den gesichtslosen Feind mit Hilflosigkeit mit mehr Aufwand, als es uns "gekostet" hätte die Flüchtlinge aufzunehmen, auszubilden und als Multiplikatoren für Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit anzusehen. Wo würden die USA wohl heute stehen, ohne die Millionen von Wirtschaftsflüchtigen, die sich unter die Handvoll politisch-religiösen Emigranten mischten und das Land der tapferen voranbrachten?

Mittwoch, 11. November 2015

Warum sehe ich BLÖD.de nicht?

Im Web tobt ein neuer Kampf: Schwarz gegen Weiß. Werbeindustrie gegen Werbeverweigerer/Freibier vs. Kommerz.

Quelle: http://www.bild.de/wa/ll/bild-de/unangemeldet-42925516.bild.html
Auf der einen Seite stehen Anbieter, die sich ihren Webauftritt vergolden wollen, in dem sie Werbung präsentieren. Die Form der Werbung hat sich in den letzten Jahren immer stärker verändert und wurde zunehmend aggressiver.

Quelle: http://www.geo.de/

Anstatt eines statischen Bildes oder eines Textes (so, wie es bis vor kurzem Google noch vorgelebt hat), werden heutzutage meist viele Werbeflächen verkauft, die alle medialen Tricks nutzen. Dazu gehören animierte (Flash-) Videos, Layer, die sich in den Vordergrund schieben, Audio usw.

Auch Google überspannt den Bogen zunehmend (zumindest bei der Anzahl).
Immerhin sind es statische Elemente.
Quelle: https://www.google.de/#q=winterreifen

Zum einen stört das geblinke und getöne natürlich beim Studium der eigentlichen Seite, denn keiner geht auf so eine Webseite, um die Werbung zu sehen. Auch wenn einige Anbieter, den Besucher für dumm verkaufen wollen und 100% Werbung zeigen und das eigentliche Angebot nur am Rande erreichbar machen.

Quelle: http://www.gmx.net/


Die Werbung an sich könnte man ja vielleicht noch als Übel hinnehmen. Um Werbung aber effektiv verkaufen zu können und möglichst viel Nutzen (aus Sicht der Werbeindustrie) daraus zu ziehen, werden alle möglichen Techniken genutzt, um den Besucher (wieder-) zu erkennen. Das nennt sich Tracking.

25 gefundene Tracker auf einer einzelnen Webseite.
Diese Tracker stellen einen eklatanten und Eingriff in die Privatsphäre und den Datenschutz dar, den kein Mensch hinnehmen sollte oder muß. Selbst wenn man in seinem Browser nichts gegen die Werbung an sich unternimmt und nur gegen die Tracker vorgeht, in dem man sie mit einem Add-On wie Ghostery deaktiviert, wird man teilweise von den Webseiten ausgeschlossen und sieht dann den Adblocker-Hinweis (zum Beispiel bei Bild.de). Es geht also nicht nur darum, Werbung anzuzeigen, sondern auch, daß Nutzerverhalten zu protokollieren und zu analysieren. Denn dadurch können die Werbeeinnahmen maximiert werden.
Werbung in Printmedien und auf Plakaten ist statisch und anonym. In einer Zeitschrift wimmelt es von Anzeigen. Aber ich werde beim Lesen der Zeitschrift nicht belästigt und vor allem nicht (heimlich) beobachtet. Es werden keine Daten über mich irgendwo bei einem Anbieter (oder auf meinem PC) auf unbestimmte Zeit gespeichert und verkauft. Das ist ein wichtiger Unterschied, warum Werbung in einer Zeitschrift akzeptiert wird (obwohl man sogar für die Zeitschrift i. d. R. schon Geld bezahlt hat), während man sich dagegen im Web wehrt.

Ein weiteres Problem der multimedialen Werbung im Internet ist, daß sie sehr oft von Schadsoftware begleitet wird. Fehler in der Software, die für die Anzeige der Werbung erforderlich ist (z. B. Flash), strotzt vor Fehlern (weshalb es fast wöchentlich ein Update gibt). Der Werbeanbieter übernimmt aber keine Verantwortung dafür, wenn durch Mißbrauch seiner Werbung mir ein Virus oder ähnliches untergeschoben wird. Das ich mich gegen Techniken schütze, die mich persönlich gefährden, sollte wohl selbstverständlich sein und ist mein gutes Recht.

Die Anbieter von Webseiten mit Werbung halten natürlich dagegen und das meistens mit den gleichen Argumenten:
  • Der Inhalt der Webseite ("content") sei schließlich kostenlos zu nutzen, koste aber bei der Produktion Geld (Personal, Technik usw.)
  • Werbung sei die das bei Weitem am besten funktionierende universelle Geschäftsmodell im Internet.
Wenn ich den content nur noch zu sehen bekomme, in dem ich mit Werbung zugemüllt werde und persönliche Daten gesammelt und verkauft werden, ich Sicherheitsrisiken eingehen muß, dann ist der Inhalt nicht wirklich kostenlos, sondern es wird ein Preis verlangt, den ich nicht bereit bin, zu zahlen. Im Grunde ist das eine Gratis-Mentalität des Anbieters: Ich stelle meine Daten, meine Zeit, mein Leben gratis für seinen Profit zur Verfügung.
Das Internet wurde nicht für Geschäftsmodelle geschaffen, sondern für den freien Austausch von Informationen. Wer Geld verdienen will, sollte sich ein Betätigungsfeld suchen, bei dem er ein Produkt anbietet, für das andere auch (gerne) bereit sind, zu zahlen. Eine Möglichkeit sind Bezahlschranken. Das Problem mit denen ist, daß die meisten Anwender nicht bereit sind, für kostenlosen Inhalt zu bezahlen. Das Phänomen Internet sorgt nämlich dafür, daß (fast) alles, wofür man an einer Stelle bezahlen soll, an anderer für umsonst zu haben ist. Wer also für seinen content Geld verlangt, braucht wirklich einmaligen (guten) Inhalt. Ansonsten bleiben die Besucher der Seite einfach fern. Zumal oft genug auch nach einer solchen Schranke lästige Werbung angezeigt und Tracking eingesetzt wird.

Auch im Fernsehen begegnet uns Werbung. Bei den öffentlich-rechtlichen sogar, obwohl jeder Bürger schon dazu gezwungen wird, GEZ-Gebühren zu bezahlen. Bei den privaten Sendern ist es verständlich. Aber auch da kann ich bei einem Werbeblock wegzappen ohne, daß ich deshalb am sehen des restlichen Programms gehindert werden. Ein Grund, warum die Werbung innerhalb einer Sendung immer bizarre und penetrante Formen annimmt. Aber auch hier: mein Seh-verhalten ist anonym. Daran kann sich die Web-Werbung orientieren: Sie sollte nicht versuchen, daß monetäre Maximum auf Kosten der Besucher abzuschöpfen. Sie sollte sich mit dem Zufrieden geben, was ein Besucher bereit ist zu geben. Statische, unaufdringliche Werbung in angemessener Größe und ohne Tracking ist durchaus akzeptabel. Auch hier wird es Anwender geben, die diese unterdrücken. Aber dann ist das hinzunehmen, so wie das wegzappen im TV, denn es gibt genügend andere Anwender, die sich berieseln lassen.

Dienstag, 15. September 2015

Unsere Politiker: feiges, verlogenes Dreckspack

Dieser Sommer ist geprägt vom Flüchtlingsdrama. Warum die Leute fliehen, woher Sie kommen, was Sie (hier) wollen... All das ist vollkommen Scheißegal.

Es sind Menschen, die Hilfe benötigen!

Geht es um Pleitestaaten, Bankenkrisen, Pfründe, Steuerschlupflöcher usw, dann sind die Volksvertreter schnell bei der Sache und können sich einigen - EU-weit. Geht es um Menschenrechte, das Grundgesetz, Humanität, christliche Nächstenliebe, dann sind alle Parteien (selbst die, die sich sogar im Namen damit verlogenerweise schmücken) auf einmal unfähig.
Wir sind eins der reichsten Länder. Wir haben genug Platz. Massenweise stehen Kasernen und ähnliche Einrichtungen leer. Diese gehören dem Staat, bieten alles, was man für eine menschenwürdige Unterkunft benötigt und sind gut gesichert. Wir haben genug zu essen und zu trinken. Wir könnten jedem Menschen, der es bis nach Europa schafft, die Hand reichen und ihn ihn den Arm nehmen, ihm ein Dach über dem Kopf, ein Bett und Nahrung bieten. Frieden schenken.

Aber nein, da wird um Quoten gestritten, Grenzen werden dicht gemacht, Flüchtlinge kriminalisiert, schikaniert, diskriminiert, palavert, vertagt. All das, weil man sich um ein paar Euro streitet. Euros, die gerne für o. g. Zwecke, Kriege, Militär, schwachsinnige Subventionen usw. zum Fenster herausgeschmissen werden. Und trotz Massenüberwachung durch NSA, BND etc. und Frontex sind alle überrascht davon, daß auf einmal Hunderttausend Menschen nach Europa drängen - als wären sie überraschend vom Himmel gefallen und nicht schon seit Wochen unterwegs. Man stelle sich nur vor, wie leicht man in den Massen Terroristen verstecken kann - würde man es denn wollen, aber so ist eigentlich die Denkweise der Schlapphüte. Wieso dringt man dann in die Privatsphäre der eigenen Staatsbürger ein und mißachtet Grundrechte, wenn man nicht einmal in der Lage ist einen Exodus auf diesem Globus zu entdecken?

Es ist peinlich, ein Deutscher zu sein.

Nehmt endlich die Leute auf, kümmert Euch um sie und dann, wenn Ruhe in die Situation eingekehrt ist, kann man immer noch darüber nachdenken, wo man die Mitmenschen hin abschiebt, wieder los wird, seine rassistischen Triebe befriedigt oder sie doch als Chance ansieht und sein Image in der Welt gehörig aufpoliert.


 
Charlie Chaplin: Der große Diktator, Epilog

Schultz:
   Jetzt müssen Sie sprechen.
Friseur:
   Ich kann nicht.
Schultz:
   Sie müssen! Das ist unsere einzige Hoffnung.
Friseur:
   Hoffnung?…
   Es tut mir leid aber ich möchte nun mal kein Herrscher der Welt sein, denn das liegt mir nicht. Ich möchte weder herrschen, noch irgendwen erobern, sondern jedem Menschen helfen, wo immer ich kann. Den Juden, den Heiden, den Farbigen, den Weißen. Jeder Mensch sollte dem anderen helfen, nur so verbessern wir die Welt. Wir sollten am Glück des andern teilhaben und nicht einander verabscheuen. Haß und Verachtung bringen uns niemals näher. Auf dieser Welt ist Patz genug für jeden, und Mutter Erde ist reich genug, um jeden von uns satt zu machen. Das Leben kann ja so erfreulich und wunderbar sein. Wir müssen es nur wieder zu leben lernen.
   Die Habgier hat das Gute im Menschen verschüttet und Mißgunst hat die Seelen vergiftet und uns im Paradeschritt zu Verderb und Blutschuld geführt. Wir haben die Geschwindigkeit entwickelt aber innerlich sind wir stehen geblieben. Wir lassen Maschinen für uns arbeiten und sie denken auch für uns. Die Klugheit hat uns hochmütig werden lassen, und unser Wissen kalt und hart. Wir sprechen zu viel und fühlen zu wenig. Aber zuerst kommt die Menschlichkeit und dann erst die Maschinen. Vor Klugheit und Wissen kommt Toleranz und Güte. Ohne Menschlichkeit und Nächstenliebe ist unser Dasein nicht lebenswert. Aeroplane und Radio haben uns einander näher gebracht. Diese Erfindungen haben eine Brücke geschlagen, von Mensch zu Mensch. Die erfordern eine allumfassende Brüderlichkeit, damit wir alle Eins werden. Millionen Menschen auf der Welt können im Augenblick meine Stimme hören. Millionen verzweifelter Menschen, Opfer eines Systems, das es sich zur Aufgabe gemacht hat Unschuldige zu quälen, und in Ketten zu legen. Allen denen die mich jetzt hören rufe ich zu: „Ihr dürft nicht verzagen!“ Auch das bittere Leid das über uns gekommen ist, ist vergänglich. Die Männer, die heute die Menschlichkeit mit Füßen treten, werden nicht immer da sein. Ihre Grausamkeit stirbt mit ihnen, und auch ihr Haß. Die Freiheit, die sie den Menschen genommen haben, wird ihnen dann zurückgegeben werden. Auch wenn es Blut und Tränen kostet, für die Freiheit ist kein Opfer zu groß.
   Soldaten vertraut euch nicht Barbaren an, Unmenschen die euch verachten, und denen euer Leben nichts wert ist. Ihr seid für sie nur Sklaven. Ihr habt das zu tun, das zu glauben, das zu fühlen. Ihr werdet gedrillt, gefüttert, wie Vieh behandelt, und seid nichts weiter als Kanonenfutter. Ihr seid viel zu schade für diese verehrten Subjekte. Diese Maschinenmenschen, mit Maschinenköpfen, und Maschinenherzen. Ihr seid keine Roboter, ihr seid keine Tiere, ihr seid Menschen! Bewahrt euch die Menschlichkeit in euren Herzen und haßt nicht. Nur wer nicht geliebt wird haßt - nur wer nicht geliebt wird. Soldaten kämpft nicht für die Sklaverei, kämpft für die Freiheit.
   Im siebzehnten Kapitel des Evangelisten Lukas steht: Gott wohnt in jedem Menschen. Also nicht nur in einem oder in einer Gruppe von Menschen. Vergeßt nie, Gott liegt in euch allen, und ihr als Volk habt allein die Macht. Die Macht Kanonen zu fabrizieren, aber auch die Macht Glück zu spenden. Ihr als Volk habt es in der Hand, dieses Leben einmalig kostbar zu machen, es mit wunderbarem Freiheitsgeist zu durchdringen.
   Daher im Namen der Demokratie: Laßt und diese Macht nutzen! Laßt uns zusammen stehen! Laßt uns kämpfen für eine neue Welt, für eine anständige Welt! Die jedermann gleiche Chancen gibt, die der Jugend eine Zukunft und den Alten Sicherheit gewährt. Versprochen haben die Unterdrücker das auch, deshalb konnten sie die Macht ergreifen. Das war Lüge, wie überhaupt alles, was sie euch versprachen, diese Verbrecher. Diktatoren wollen die Freiheit nur für sich, das Volk soll versklavt bleiben. Laßt uns diese Ketten sprengen! Laßt uns kämpfen für eine bessere Welt! Laßt uns kämpfen für die Freiheit in der Welt, das ist ein Ziel, für das es sich zu kämpfen lohnt. Nieder mit der Unterdrückung, dem Haß und der Intoleranz! Laßt uns kämpfen für eine Welt der Sauberkeit. In der die Vernunft siegt, in der Fortschritt und Wissenschaft uns allen zum Segen gereicht. Kameraden, im Namen der Demokratie: dafür laßt uns streiten!

Mittwoch, 15. Juli 2015

Das ist ja dämlich

Zwei aktuelle Werbespots treiben mich mal wieder an die Tasten.

Fangen wir mit den geldgeilen Leuten an, die noch immer nicht kapiert haben, daß nur wenige Leute mit Aktienhandel Geld verdienen. Der Dienstleister Ayondo wirbt jetzt damit, daß man in sein eigenes Portfolio nur die Top-Trader "reinzuziehen" braucht, und schon folgt man den "Experten". Dann werden deren Transaktionen automatisch die eigenen:
Das heißt, wenn Sie Gewinne machen, mache ich auch Gewinne?
Stimmt genau!
Ja, genau. Aber was der smarte Typ natürlich nicht sagt:
Das heißt, wenn Sie Verluste machen, mache ich auch Verluste?
Stimmt genauso!
Das ist ja genial! Au man, wie verblödet muß man eigentlich sein?

Der andere Spot wirbt mal wieder mit der tollen innovativen Leistung ... einer Werbeabteilung. Aufhänger und Kern der Werbeaussage ich natürlich, wie umweltfreundlich das neue Produkt doch ist. Die neuen Energizer EcoAdvanced kommen aus einer Alt-mach-neu-Kiste. Die neuen Batterien enthalten doch tatsächlich 3,8 bis 4% Alt-Batterien.
Ich kann es erst gar nicht glauben und suche nach einem Denkfehler bei mir. Aber es scheint wirklich so zu sein: Die werben damit, daß sie lächerlich wenig Recyclingmaterial verwenden. Laut Webseite lag der Anteil bisher bei 0%. Es geht nicht darum, daß die alten Batterien wieder aufgefrischt und neu etikettiert werden oder so. Nein, sie nehmen 4% des Schrott, der nach der Batteriesammlung, Sortierung und Trennung entsteht und machen daraus eine neue Batterie. Ja bitte, wozu schleppe ich da eigentlich meine Altbatterie zur Sammelbox, wenn aus dem Material nichts sinnvolles gemacht wird? Allein der Wasseranteil in einer Altbatterie ist ja größer. Nimmt man nur das Eisen, dann läge die Quote schon bei 19%. Ist doch traurig: die Stiftung Gemeinsames Rücknahmesystem Batterien brüstet sich mit tollen Statistiken und dann wird aus einer Altbatterie keine neue. Sobald aber ein Hersteller von der Recyclingfirma eine marginale Menge Altteile aufkauft (und das vermutlich dann einfach in Form von Eisen einschmilzt oder das Elektrolyt auffrischt), macht sie damit Werbung und alle denken, daß sie nun etwas gutes für die Umwelt tun. Da wird die Stiftung aber viel zu kommunizieren haben, wenn sie jetzt den Leuten klar machen will, daß auch aus den bisher gesammelten Batterien (und weiterhin auch aus den Billigteilen) zu 90% wieder Rohstoffe gewonnen werden, die zwar nicht in Batterien landen aber dafür in anderen Dingen, für die ebenfalls keine Rohstoffe neu abgebaut werden mußten.

Sonntag, 14. Juni 2015

Bilden wir erst einmal einen Arbeitskreis

Früher kämpften Frauen um ihr Wahlrecht bei der Regierungswahl. Heute gehen die Kinder und Enkel dieser Frauen nicht mehr zur Bundestags-, Lankreis-, Bürgermeisterwahl usw. Auch die Männer, die vor nicht einmal einem Jahrhundert noch ihre Pfründe verteidigten, verweigern die Stimmabgabe.
Und wie reagiert eine Regierung, die offenbar jede Bodenhaftung und den Kontakt zum gemeinen Wahlvolk verloren hat? Sie fragt sich, warum das so ist und gründet eine Arbeitsgruppe, die klären soll, wieso die Wahlbeteiligung so gering ist (eine der Verlautbarungen geht in dir Richtung, daß das Wahlsystem zu kompliziert sei). So werden erst einmal Steuergelder (vermutlich im oberen sechsstelligen Bereich) verpulvert, obskure Ideen entwickelt und anschließend noch mehr Steuergelder vergeudet, um die "Ideen" umzusetzen. Soll ich mal raten? Briefwahl, Internetwahl, elektronische Wahlurnen, mehr Infomaterial, mehr "ich geh' wählen - du auch!"-Imagekampagnen, Wahlpflicht.

Liebe Politiker,
ich versuche es mal, euch so einfach wie möglich zu erklären, warum das Fußvolk nicht mehr wählen geht:
Der kleine Hase Paule hat Lust auf eine Pizza. An seinem Kühlschrank hängen verschiedene Flyer von Lieferdiensten, die alle "die beste Pizza", frische und super Preise versprechen. Auch in der Stadt sieht er immer wieder Werbung für tolle Pizzalieferdienste. Er hat nun die Qual der Wahl. Er hat sich schon mit Freunden und seiner Familie beratschlagt, welcher Lieferdienst denn der ist, der am ehesten alle Wünsche erfüllt. Hitzige Debatten in verqualmten Kneipen führten zu einem Entschluß und so greift er zum Telefon, wählt den auserkorenen Anbieter und bestellt eine Pizza Hawaii.
Natürlich muß er ein wenig warten aber dann kommt der Bote und bringt eine Pizza. In der Wartezeit hat er sich schon darauf gefreut, eine gute Wahl getroffen zu haben und erhofft sich nicht nur ein sättigendes Gefühl im Magen, sondern auch eine Gaumenfreude und damit einhergehende Verbesserung seines Lebens. Aber es ist keine Hawaii, sondern eine Margherita. Die hat er nicht gewählt aber bevor er hungert, schluckt er seinen Frust herunter und begnügt sich mit dem "Spatz in der Hand".

Tage später ist es wieder einmal so weit. Wieder gelüstet es ihm nach einer Lieferpizza. Er kann sich nun überlegen, ob er dem bisherigen Lieferdienst eine zweite Chance gibt oder ob er einen anderen Anbieter ausprobiert, in der Hoffnung, daß dieser seine Bedürfnisse ernst nimmt und liefert, was er verspricht. Paule entschließt sich für den gleichen Anbieter, bestellt wieder eine Hawaii. Der Lieferdienst verspricht wieder das blaue vom Himmel, daß es ihm leid tut, das er jetzt auf jeden Fall das versprochene liefert und das jeder Kunde ihm wichtig ist. Es kommt, wie es kommen muß: Wenig später scheinen alle Versprechen vergessen und es wird wieder eine Margherita geliefert.

Paule fühlt sich verschaukelt. Wieso hält der Lieferdienst nicht, was er verspricht? Also denkt er sich, daß er den Anbieter wechseln wird. Es gibt ja genügend Alternativen. Also bestellt er diesmal bei einem anderen Lieferanten seine begehrte Hawaii. Aber auch dieser Lieferdienst scheint seine vollmundigen Versprechen schon kurz nach Erhalt des Auftrages vergessen zu haben. Paule muß wieder an einer Margherita knabbern.

Nun ist Paule frustriert. Er denkt sich, daß die Pizzalieferdienste es anscheinend einfach nicht nötig haben, sich an ihre Werbeflyer und Versprechen zu halten. Hauptsache, sie haben einen Auftrag erhalten und das Geld eingestrichen. Also wird er diesmal aus Protest keine Pizza bestellen. Er entscheidet sich für Sushi. Er versteht zwar nicht alles, was der Sushilieferdienst da auf seinem Werbeflyer verspricht und so ganz mag er den Fisch auch nicht, aber wenn die etablierten Dienste nicht das machen, was sie versprechen, dann vielleicht die kleinen Anbieter. Nach der üblichen Wartezeit kommt wieder das böse Erwachen: Er bekommt wieder eine Pizza Margherita geliefert - dabei wollte er doch nicht einmal Pizza, egal welche, er wollte was Neues.

Paule ist lernfähig: es ist anscheinend völlig egal, was er wählt, er bekommt doch immer den gleichen Einheitsbrei. Kein Lieferdienst hat ein eigenes Profil und hält sich an seine vollmundigen Versprechen. Es ist völlig egal, was Paule wählt, er bekommt das, was ihm der Lieferdienst liefern will, daß was die meisten schlucken werden, auch wenn sie es eigentlich nicht wollten.

Paule zieht aus dem gelernten eine logische Konsequenz: er wählt nicht mehr einen Lieferdienst aus, sondern wirft die Flyer mit den (Aus-) Wahlversprechen weg, ignoriert die Werbung im Fernsehen und in der Stadt und holt sich eine Tiefkühlpizza Hawaii.

Später stellen die Lieferdienste fest, daß die Kunden ausbleiben. Immer weniger Leute wählen ihre Nummer und sie fragen sich, wieso das so ist. Also starten sie eine Umfrage, was der Grund dafür ist, machen noch auffälligere Werbung, versprechen jedem Kunden eine Freipizza, gehen sogar in Schulen und machen dort Werbung, bieten Online-Bestellungen, Bestell-Apps, einfachere Bestellabläufe usw. Das kostet die Lieferdienste viel Geld. Aber Paule fragt keiner. Der hat zwar mitbekommen, daß die Lieferdienste klagen aber es ist ihm inzwischen egal geworden. Er denkt sich nur, daß die Anbieter nur wieder so tun, als ob es sie interessieren würde, was die Kunden wollen. Fallen genügend wieder darauf herein, wird alles wieder so wie früher: Margherita-Einheitsbrei. Paule hat jetzt einen großen Vorrat TK Pizza Hawaii und erhofft sich keine Verbesserung seines Wohlbefindens seitens der Lieferdienste. In der Presse hat Paule auch gelesen, daß es eine Lieferdienstlobby gibt. Diese unternimmt alles, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen und die Lieferdienste vor Ort sind kaum mehr als willfähige Erfüllungsgehilfen. Ein weiterer Grund, warum der Pizza- Sushi-, Döner-, Chinalieferdienst & Co. immer mehr an Vertrauen verspielt hat.