Donnerstag, 24. März 2016

Der Verlust von Glaubwürdigkeit, Nutzen und Qualität

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe;
und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.
Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.
Und Gott sah, daß das Licht gut war.
Da schied Gott das Licht von der Finsternis
und nannte das Licht Google und die Finsternis Nacht.[frei nach 1.Mose 1]

Google ward plain und smart;
und lieferte das, was man suchte
Und Larry Page sprach: Lasset den Mensch uns abhängig machen.
Und der Mensch wurde Abhängig.
Und dem Gott Kommerz gefiel das.

Seit dem sind die Zeiten vorbei, in denen Google einfach das lieferte, was man suchte und auch das, was man gar nicht wußte, daß man es sucht. Inzwischen beherrscht Werbung die Suchergebnisse. Von dezent am Rand sind sie immer mehr in den Vordergrund gerückt. Sei es für bezahlende Anbieter, sei es für Google-Dienste. So sehr, daß man inzwischen teilweise nur noch Werbung sieht.
Aber soll es nicht um das Böse per se gehen.

Mich ärgert Amazon. Schon lange predige ich, dort nicht zu kaufen. Bzw. nur dann, wenn es wirklich einen Vorteil bringt. Bücher gehörten noch nie dazu, denn die bekommt man überall zum gleichen Preis und kostenlos nach Hause. Bisher war aber einer der großen Vorteile von Amazon, daß sich dort viele Hobby-Rezensenten tummeln. Ist eine kritische Masse an Meinungen pro Artikel erreicht, kann man sich ein ganz brauchbares Bild schaffen. Bei Gebrauchsgegenständen ist dies aber zweifelsfrei praktisch. Bei Büchern ist da sicher viel persönlicher Geschmack dabei. Und ob es wirklich sinnvoll ist, die 958. Bewertung abzugeben, schiebe ich eher auf die heutige Profilneurose der inhaltsleeren Selbstdarstellung. Schon immer mußte man dann auch noch diejenigen ausfiltern, die einfach nicht den Unterschied zwischen einer Anbieterbewertung und einer Produktbewertung kapieren und als Produktbewertung schreiben "schnelle Lieferung, gute Verpackung" oder durch mit einem Sternchen versehene Kommentare à la "falsche Lieferung" die Durchschnittswertung herabziehen.

Quelle: http://www.amazon.de

Trotzdem können auch Berichte bei Büchern hilfreich sein. Wenn zum Beispiel die Papierqualität, das Schriftbild, die Bindung oder auch die Übersetzung reflektiert werden. "Schaue bei Amazon, kaufe bei buch.de", lautete mein Motto. Dort liegt die Zahl der Bewertungen leider im Promillebereich, obwohl sie vor ein paar Jahren sogar noch honoriert wurden.
Quelle: http://www.buch.de
Amazon (aber auch Buch.de) sind aber inzwischen dazu übergegangen, einfach alle Bewertungen wild durcheinander zu würfeln. Solange der Titel halbwegs übereinstimmt, wird einfach eine Auswahl an Beiträgen angezeigt.
Eine Suche nach "Moby Dick" fördert die tollsten Resultate hervor:
  • Auf der Artikelseite häufen sich die englischen Kommentare von 1999 und früher. Interessant, wo es sich doch um eine eindeutig deutschsprachige Ausgabe handelt, die vor allem erst 2016 erschien. Damit die Bewertungen noch wertvoller erscheinen und die Glaubwürdigkeit steigt, hat Amazon die Funktion "Verifizierter Verkauf" eingeführt (wieviele Kunden das lateinische Wort überhaupt kennen mögen?). Glücklich der Kunde, der Zeitreisen entdeckt haben muß und die Ausgabe von 2016 schon Mitte 2015 gebraucht kaufen konnte. 
Quelle: http://www.amazon.de
  • Aber auch Buch.de schafft es, Bewertungen für genau die gleiche Ausgabe so zuzuordnen, daß man schon sehr genau lesen muß: Was denn nun? Keine Bewertungen, Bewertung für gebundene Ausgabe, Manga?
Quelle: http://www.buch.de

  • Schwierig wird es bei diesem Angebot: Es gibt ein Taschenbuch und eine gebundene Ausgabe. Eine Bewertung schreibt:
  • Quelle: http://www.amazon.de
    Das ist hilfreich, die Ausgabe will ich nicht. Nur welche mag das sein? Ich vermute mal, die gebundene.
  • "Blick ins Buch" und "Leseprobe" sind eigentlich auch ganz hilfreich. Amazon zeigt zwar regelmäßig andere Exemplare an, als man eigentlich angeklickt hat, weist aber immerhin (etwas unauffällig) darauf hin:
Quelle: http://www.amazon.de

Quelle: http://www.buch.de

All das ist nur eine kleine Auswahl. Aber es zeigt den Weg: hin zur Unbrauchbarkeit. So wie Gott erkannte, daß der Mensch ein Irrtum war, bleibt zu hoffen, daß irgendwann die neuen Götter auch erkennen, daß wir keine Werbung und Qualität wollen. Aber vielleicht liegt es auch am Menschen: er ist nicht perfekt. Wird Zeit, daß wir wieder jemanden aus dem Paradies verbannen - nur wen?

Samstag, 12. März 2016

Ich will die Mauer wieder haben

Es bleibt peinlich, wenn es um die Flüchtlingspolitik geht. Millionen frieren, hungern, sind verängstigt, weil (demokratisch gewählte) Faschisten und nationale Volkshetzer in den deutschen und europäischen Reihen demagogische, bierseelige Stammtisch- und Latrinenparolen verbreiten, um sich zu profilieren und nach 70 Jahren denken, daß ihre bisher kaschierte nationalistische Fremdenfeindlichkeit und Volk-von-Gottes-Gnaden-Denke endlich wieder salonfähig ist.
Wen wundert's, daß die nationalistisch Verbohrten und die völkisch Verblödeten, eigentlich am dringendsten neues Blut in ihren Reihen bräuchten. Aber vielleicht ist es auch ganz gut, wenn Länder, in denen solche Nazi-Politiker und Bürger leben, aussterben: "In den neuen Bundesländern sterben seit 1969 Jahr für Jahr mehr Leute, als geboren werden, in den alten Bundesländern ist das seit 1972 der Fall"[1]. Ich hoffe, das geht hier und im Osten schneller voran - dann ist endlich Lebensraum im Osten für Menschen, die es vielleicht würdigen.
Es ist ja auch nur der übliche Politiker-Irrsinn, daß man lieber einen Grenzzaun in jedem Land hochzieht, der Milliarden kostet, als daß man den Menschen für ein paar Millionen hilft.
Um den aktuellen Anne-Frank-Film frei zu zitieren: "Da, wo sieben Menschen satt werden, werden es auch acht." Oder:Da, wo 81,5 Millionen in Wohlstand leben, sollten es 92,9 Millionen (11,41 Millionen - das sind die gleichen 14 % wie im Hinterhaus) mehr auch können. Was sind angesichts dieser gigantischen Kapazität die real existierenden 1 Millionen Flüchtlinge?